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Andere Dokumente:


  • Der Göttinger Rabbiner Benno Jacob


    Gedenktafel am Haus Schiefer Weg 7 in Göttingen
    Foto Bettina Kratz-Ritter


    Foto Howard Schultens


    Rabbiner Benno Jacob im Jahre 1936, Quelle: http://www.bibelarchiv-vegelahn.de/bibel/Benno-Jacob.jpg

    Rabbiner Jacobs Göttinger Jahre

    Dr.Bettina Kratz-Ritter

    Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, und danke, dass Sie heute hier sind! Lassen Sie uns nun miteinander die Gedenktafel für Rabbiner Jacob der Öffentlichkeit übergeben!

    Als der verstorbene Universitätsdozent Dr. Berndt Schaller, mein Vorgänger im Vorsitz der christlich-jüdischen Gesellschaft, 2017 seine Recherchen zu Jacob in Göttingen publizierte, resümierte er ein wenig bitter: „Bis heute gibt es in Göttingen keinen Ort, der an ihn erinnert, keine Straße, nicht einmal eine Tafel, die seinen Namen trägt.“ – Nun, zumindest Letzteres ist seit heute der Fall: Ich freue mich sehr, dass mein Antrag nach Corona- und Umzugs-bedingten Verzögerungen nun umgesetzt werden kann!

    Rabbiner Jacobs immenser wissenschaftlicher Nachlass wird, anders als zu seinen Lebzeiten, heute wieder wahrgenommen, wertgeschätzt und rezipiert, in der jüdischen wie christlichen Bibelforschung. Hierzu wird mein Mann, Professor Kratz, an dessen Lehrstuhl dazu geforscht und ediert wird, noch einiges sagen. Lassen Sie mich zunächst kurz umreißen, was Jacobs Göttinger Dienstjahre (1891-1906) prägte.

    Hier, Schiefer Weg 7, wohnte er mit seiner Frau ab 1895. Die beiden hatten gerade geheiratet, Helene Stein war die Tochter des Jüdischen Seminar-Direktors in Kassel. Als die drei Kinder zur Welt kamen und heranwuchsen, erfolgten Umzüge in größere Wohnungen: 1900 an die Bürgerstraße 29, 1903 in den Rosdorfer Weg 27. Von dort aus ist die fünfköpfige Familie im Frühjahr 1906 nach Dortmund gezogen.

    Benno Jacob verstand sich stets als der eine, für die ganze Gemeinde zuständige Rabbiner. Als er 1891, frisch vom Rabbinerseminar, hier ankam und seine erste Stelle antrat, fand er eine Gemeinde vor, die innerlich sehr angespannt, aber nicht gespalten war: Die Synagoge, an deren Mahnmal wir jedes Jahr am 9. November der Pogrom-Opfer gedenken, stand seit 1872 an ihrem Platz; ihre Erweiterung war bereits beschlossen und für 1895 geplant – mit gewissen Modernisierungen: So wurde statt des rituellen Tauchbades, der Mikwe, eine Orgel eingebaut, was einige sehr empörte. Orgel war damals ein Reizthema und führte an vielen Orten zu Gemeindespaltungen. Hier in Göttingen beschlossen die konservativen Mitglieder, künftig separat zum Gebet zusammenzukommen. Formal ausgetreten sind sie aber nie.

    Jacob bezeichnete sich als deutsch-liberal und gleichzeitig hochtraditionell: ‚Den Frommen zu liberal – den Progressiven zu orthodox’, sagte er über sich selbst. Oft setzte er sich zwischen alle Stühle, und nie machte er es sich sich leicht mit seinen Entscheidungen, seien sie exegetischer, rabbinischer oder praktischer Art.

    Als Junggeselle kam er nach Göttingen, als dreifacher Vater zog er weiter, auf eine größere und besser dotierte Stelle im Ruhrgebiet. Fünf Jahre zuvor hatte er bereits einen Ruf nach Berlin erhalten – und abgelehnt, denn die Göttinger Gemeinde legte sich finanziell ins Zeug: Sie wusste, was sie an ihm hatte! Er war ein unermüdlicher Schaffer, von hoher Intelligenz, großem Mut und sprachlicher Brillanz.

    In Dortmund, der damals aufstrebenden Industriemetropole mit prächtiger Synagoge in repräsentativer Innenstadtlage, konnte Jacob seine Rabbinatsarbeit in noch größerem Stil entfalten. Und dabei konnte er gut „brauchen, was er hier gelernt hatte“ (um es mit Heidi zu sagen). Denn die Wurzeln seines – auch überregional – bedeutsamen Wirkens liegen hier in Göttingen.

    Dabei umfasste seine Amtsführung drei Kernbereiche: 1) Den entschlossenen, direkten Kampf gegen Judenfeindschaft, die er hier aufkeimen sah. 2) Das Engagement in der Erwachsenenbildung, wodurch er aufklärend in die christliche Mehrheitsgesellschaft hineinwirken und antisemitische Vorurteile abbauen wollte. 3) Die Stärkung des jüdischen Unterrichts, Gemeinde-intern wie auch im öffentlichen Schulwesen (‚auf Stadtleiste’).

    In der Kürze der Zeit kann ich vieles nur andeuten. Für den Fall, dass jemand mehr darüber erfahren möchte, verweise ich gerne auf meinen Artikel im Göttinger Jahrbuch 2022, das dieser Tage erscheint. Ein kurzes Zitat sei mir aber gestattet: 1893, zu Beginn seines dritten Amtsjahres, schreibt er einem Kollegen, er habe hier „wieder viel mit den Antisemiten zu tun“ bekommen. Wörtlich schreibt er: „Die Antisemiten setzen ihre volle Kraft grade zur Eroberung Süd-Hannovers ein, aber ich freue mich behaupten zu können, dass sie nirgends so entschlossenen, energischen Widerstand finden als hier; ich folge ihnen auf Schritt und Tritt und schenke ihnen nichts.“ Damit hat er sich in seiner kämpferischen Art treffend porträtiert.

    Schon als Breslauer Student hatte er nämlich eine spezifisch jüdische Studentenverbindung gegründet; sie trug das Motto: Niemand provoziert mich ungestraft! (Nemo me impune lacessit). Diesen seinen Anti-Anti-Kampf nahm er im Göttinger Umfeld wieder auf – entschlossen, mutig und profiliert.

    Wie gesagt: 1906 ging Jacob nach Dortmund, 1932, im Ruhestand, nach Hamburg; 1939 floh er vor den Nationalsozialisten nach London. Dort ist er am 24. Januar 1945 verstorben. Auf seinem Grabstein steht: „To learn and to teach, to fight and to help.“

    Benno Jacob als Exeget des Alten Testaments

    Prof.Dr.Reinhard G. Kratz

    Die Gedenktafel ehrt nicht nur einen Rabbiner, sondern auch einen bedeutenden Wissenschaftler unserer Stadt. Er war nicht an der Universität tätig, sondern forschte und publizierte als Privatgelehrter im Amt des Rabbiners. Sein Fach war die Hebräische Bibel oder, wie die Christen sagen, das Alte Testament. Nach seiner Promotion in Leipzig mit einer Dissertation über die griechischen Fassungen des Buches Ester („Das Buch Ester bei den LXX“, Giessen 1890) widmete er sich fast ausschließlich der Erforschung der Tora, d.h. der ersten fünf Bücher des Mose, die in der Wissenschaft als „Pentateuch“ bezeichnet werden.

    Zu seinen Lebzeiten publizierte er 1934 einen bahnbrechenden Kommentar zum Buch Genesis (1. Mose); 1997, also posthum, erschien der Kommentar zum Buch Exodus (2. Mose). Weitere, bisher unveröffentlichte Skizzen zu zentralen Fragen der Pentateuchforschung und Ausarbeitungen einzelner Passagen der übrigen Bücher befinden sich in dem Nachlass von Benno Jacob in Jerusalem, der von Professor Shimon Gesundheit bearbeitet und in einem gemeinsamen Editionsprojekt an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen veröffentlicht wird. Der erste Band ist 2021 ist unter dem Titel „Studien zur Thora“ erschienen.

    Wir haben es im ersten Teil der Laudatio gehört: Jacob lebte und wirkte von 1891 bis 1906 in Göttingen. Das war die (vergangene) Glanzzeit der alten Philologien und Altertumswissenschaften an der Universität Göttingen. Einer ihrer größten Gelehrten war der Arabist und Bibelwissenschaftler Julius Wellhausen, der in drei Disziplinen – der Arabistik, dem Alten Testament und dem Neuen Testament – bahnbrechende Arbeiten vorgelegt und seit 1892 zeitgleich mit Benno Jacob in Göttingen gelebt und gewirkt hat.

    Auch wenn die beiden, soweit wir wissen, sich persönlich nie begegnet sind, wussten sie voneinander. Sie waren und sind die beiden Antipoden der Analyse des Pentateuchs. Während Wellhausen eine literarkritische Hypothese vertrat, wonach der Pentateuch aus verschiedenen Quellenschriften und literarischen Schichten zusammengesetzt ist, plädierte Benno Jacob für die Hypothese der einheitlichen Verfasserschaft. Zwar leugnete er nicht eine mündliche oder schriftliche Vorgeschichte der Tora, doch war er der Auffassung, dass man diese nicht mehr rekonstruieren könne und sie auch unerheblich sei. Vielmehr offenbare eine genaue, wir würden heute sagen „tiefe“ Lektüre des hebräischen Texts ein kunstvolles Gewebe von literarischen und sachlichen Bezügen, das sich allein durch die gestaltende Hand eines Schriftstellers erklären ließe. Mit dieser Hypothese ist Benno Jacob der Wegbereiter der neueren literaturwissenschaftlichen Betrachtung und sogenannten kanonischen Lektüre (canonical approach), die nicht an der Geschichte, sondern an der sogenannten Endgestalt des masoretischen Texts der Hebräischen Bibel interessiert ist.

    Die beiden gegensätzlichen Standpunkte beherrschen bis heute die Diskussion. Dabei spielen gewisse methodische und ideologische Gesichtspunkte eine Rolle, die die beiden Forschungsmeinungen voneinander trennen oder diese sich gegenseitig zuschreiben. So lebt die Lektüre der Tora bei Benno Jacob von seinem jüdischen Erbe. Immer wieder zieht er die rabbinischen Schriften, die er wie kein Zweiter kannte, und deren Auslegungen der Tora heran, um auf diese Weise auf Probleme und Lösungen des Textverständnisses aufmerksam zu machen, die bis dahin nicht beachtet oder gar nicht erst gesehen wurden. Diese Beobachtungen sind von unschätzbarem Wert und verbinden sich mit neueren literaturwissenschaftlichen Ansätzen, die jedes Detail im Text auf einen bewussten künstlerischen Gestaltungswillen zurückführen. Sie lassen sich aber auch für die literarkritische, diachrone Analyse des Textes fruchtbar machen, auch wenn dies Benno Jacob kaum gefallen hätte.

    Denn Jacob stand der literarkritischen Analyse des Pentateuchs, wie sie von Wellhausen praktiziert wurde, auch aus ideologischen Gründen skeptisch gegenüber. So machte er der historisch-kritischen Bibelwissenschaft einen destruktiven Umgang mit dem Text, ja sogar eine antisemitische Tendenz zum Vorwurf. Richtig daran ist, dass die Bibelforschung im 19. und 20. Jahrhundert mehrheitlich von (protestantischen, später auch katholischen) Christen betrieben wurde, nicht zuletzt, weil Juden keinen oder nur erschwerten Zugang zur Universität hatten, und richtig ist leider auch, dass die christliche Bibelforschung sehr lange und teilweise bis heute von christlich begründeten, antisemitischen Klischees lebt. Doch der ideologische Vorwurf der Pietätlosigkeit gegenüber dem „heiligen“ Text des kirchlichen Kanons wurde Wellhausen auch von christlichen Bibelforschern und Kirchenleuten gemacht. Daraus wird deutlich, dass die Methode selbst und ihre Ergebnisse nicht antisemitisch, sondern antidogmatisch sind und die Methode deswegen auch von vielen jüdischen Forschern ohne irgendwelche Vorbehalte angewendet wird.

    Das bleibende wissenschaftliche Verdienst von Benno Jacob besteht in seiner minutiösen, von der rabbinischen Tradition geleiteten und überaus scharfsinnigen Textlektüre der Hebräischen Bibel, die – ganz gleich, ob man den Text als literarische Einheit betrachtet oder in verschiedene Wachstumsstufen zerlegt – ein kongeniales Textverständnis an den Tag legt. Davon zehrt die Wissenschaft bis heute, und so kann sie von Benno Jacob nur lernen.



  • Die "Judensau" an der Stadtkirche Wittenberg →


  • Die verschwundenen Grabsteine des Jüdischen Friedhofs in Geismar

    Der Jüdische Friedhof Geismar ist am südlichen Ortsausgang, an der Einmündung der Trift in die Hauptstraße. Er ist von einer Hecke umgeben, auf der Rasenfläche stehen ein Gedenkstein und einige Bäume. Vor dem Areal befinden sich zwei Informationstafeln, mit denen der Ortsrat Geismar an diesen Ort erinnert.
    Wo sind die Grabsteine von diesem Friedhof?

    Für den Bericht: →hier klicken


  • "Juden und Judentum an der Göttinger Georgia Augusta"

    Ein Vortrag von Prof. Dr. Berndt Schaller, vorgesehen für Ende März 2020.
    Den Text des Vortrages kann man →hier herunterladen (PDF-Datei)

    Für Nachrufe auf Prof. Schaller: →hier klicken


  • "Den Willen unseres Vaters im Himmel tun"

    ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Partnerschaft zwischen Christen und Juden.
    Vortrag von Dr. Stephan Goldschmidt.

    Die Erklärung der orthodoxen Rabbiner vom 3. Dezember 2015 ist eine Sensation. Schon der Titel lässt am Horizont eine möglicher Partnerschaft der beiden Religionen aufscheinen: „Den Willen unseres Vaters im Himmel tun: Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen“. Die Erklärung ist eine beachtenswerte Reaktion von jüdisch-orthodoxer Seite auf sieben Jahrzehnte des christlich-jüdischen Dialogs, insbesondere auf die fünfzig Jahre zurückliegende Erklärung „Nostra aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils. Zusammen mit der Erklärung „Dabru Emet“ US-amerikanischer Rabbiner und jüdischer Intellektueller aus dem Jahr 2000 ist diese Erklärung ein Meilenstein des christlich-jüdischen Dialogs. Ganz selbstverständlich wird von den „christlichen Brüdern und Schwestern“ gesprochen und davon, dass die angebotene Hand der christlichen Geschwister ergriffen wird, um den Willen des himmlischen Vaters gemeinsam zu tun.

    Zur Person: Dr. Stephan Goldschmidt war von 2001 bis 2010 Gemeindepfarrer in Kassel, wo er in mehreren Projekten mit der jüdischen Gemeinde und der Moscheegemeinde zusammenarbeitete. Anschließend leitete er acht Jahre lang das Referat Gottesdienst und Kirchenmusik im EKD-Kirchenamt und war Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz in der EKD. Heute ist er Theologischer Referent im Sprengel Hildesheim-Göttingen.

    • Den Text des Vortrages →hier(PDF-Datei)
    • Eine Antwort der deutschen Bischofskonferenz auf die Erklärungen aus dem orthodoxen Judentum zum Verhältnis von Judentum und katholischer Kirche →hier(PDF-Datei)


  • Erklärung des Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum Angriff in Hanau am 19.Feb.2020

    Tief erschüttert trauern wir um die Menschen, die am 19.Februar in Hanau Hass und Gewalt zum Opfer gefallen sind und fühlen mit den Angehörigen.

    Zum wiederholten Mal wurden aus offenbar rassistischen Motiven Menschen getötet, zum wiederholten Mal wird überdeutlich, dass Deutschland 75 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur mit rechtsextremem Terror zu kämpfen hat.
    Wir fragen uns: Was ist aus dem Versprechen „Nie wieder“ geworden?

    Vielfach wird wieder der Satz zu hören sein, dass Hass, Antisemitismus, Rassismus und Gewalt keinen Platz bei uns habe.

    Wir müssen endlich erkennen: dieser Hass hat sehr wohl Platz bei uns, er ergreift immer mehr Raum bis in die sog. Mitte der Gesellschaft in Sätzen wie „Ich habe ja nichts gegen Muslime, aber… ich habe ja nichts gegen Juden, aber…“

    Vorurteile und Hass beginnen im Kopf, finden Ausdruck in Worten und enden in physischer Gewalt. Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit gegenüber Menschen, die als „anders“ markiert werden, bereiten den Boden für Herabwürdigung und Ausgrenzung. Viele Menschen, die einer Minderheit in Deutschland angehören, können sich nicht mehr sicher fühlen. Dabei wissen wir aus der Geschichte: was mit dem Hass auf eine Gruppe beginnt, wird am Ende niemanden verschonen. Die Gewalt in Hanau ist trauriger Beweis für die brutale Konsequenz des Giftes, das rechtsextreme Kreise gestreut haben. „Tu deinen Mund auf für die anderen“ lautet unser Jahresthema. Wir alle müssen unsere Stimme erheben – und nicht nur das. Der Raum, den Hass und Gewalt bereits unter uns ergriffen hat, er muss aktiv und entschlossen zurückerobert und besetzt werden: Mit Empathie, mit Begegnung und Dialog, mit Herz und Verstand, für ein friedliches und gerechtes Miteinander für alle in unserem Land und weltweit. Dafür stehen der Deutsche Koordinierungsrat und die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit über 70 Jahren.

    Für das Präsidium: Rabbiner Andreas Nachama, Margaretha Hackermeier, Pfarrer Friedhelm Pieper

    Mit freundlichen Grüßen
    Pfarrerin Ilona Klemens
    Generalsekretärin
    E-Mail klemens@deutscher-koordinierungsrat.de
    Facebook www.fb.com/Deutscherkoordinierungsrat


  • Pressemeldung: Wir verurteilen den feigen und niederträchtigen Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle am 9.Oktober 2019

    Mit Entsetzen und Bestürzung müssen wir die Nachrichten von dem feigen und niederträchtigen Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle zur Kenntnis nehmen. Während die Mitglieder der Gemeinde zum Gebet am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versammelt waren, versuchte der Angreifer sich mit Schüssen und Molotowcocktails gewaltsam Zugang zu der betenden Versammlung zu verschaffen. Es ist unvorstellbar, was geschehen wäre, hätten die Sicherheitsvorkehrungen der Synagoge dem Angriff nicht standgehalten.

    Es ist skandalös, daß an einem Feiertag wie Jom Kippur die Synagoge nicht durch die Polizei geschützt war.

    Dieser hinterhältige Angriff muß uns alle in unserem Land wachrütteln. Wir tragen alle Verantwortung dafür, daß in den Stadtteilen unserer Städte und in allen Landkreisen entschlosen jeder Judenfeindschaft entgegengetreten wird! Wir dürfen nicht zulassen, daß erneut ein aggressiver Antisemitisumus sich in unserem Land breitmacht. Wir fordern von den politisch Verantwortlichen, den Schutz der jüdischen Gemeinden deutlich zu verstärken.

    Unser Mitgefühl gilt den Todesopfern, ihren Angehörighen und den Verletzten.

    Bad Nauheim, den 9. Oktober 2019

    Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit


  • Programm der Gedenkstunden am Synagogen-Mahnmal seit dessen Errichtung

    • 1973 Einweihung des Mahnmals; Ansprache Bischof Dr. Kurt Scharf
    • 1974 Erinnerung an die Zerstörung des Warschauer Ghettos vor 30 Jahren
    • 1975 30 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz (Texte, gelesen vom DT)
    • 1976 Jüdische Gebete für Christen (Pfarrer Reichmuth)
    • 1977 Zionslieder von Jehuda ben Halevi. Norbert Baensch liest
    • 1978 „Vor 40 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen“, anschl. Ök. Gottesdienst: Rabbiner Dr. Gradwohl, Landessuperintendent Hirschler
    • 1979 Prof. Dr. Walther Zimmerli: „Die Friedenshoffnung der Propheten“
    • 1980 Prof. Dr. v. Thadden: „Gewissen und Gedächtnis“
    • 1981 „Aus dem Vermächtnis des osteuropäischen Judentums“ (Schauspieler des JT)
    • 1982 „Jüdische Stimmen aus Jahrhunderten des Exils“ (Texte, gelesen vom DT)
    • 1983 „Sind wir fähig zu trauern?“ (Prof. Dr. Vierhaus, Posaunenchor St. Marien)
    • 1984 Erinnerung an Robert Rapahel Geis, einen deutschen Rabbiner (Schaller)
    • 1985 „Die Nürnberger Gesetze – 50 Jahre danach“ (Stadtkantorei: Mendelssohn, Ps. 43)
    • 1986 „Erinnerung an Franz Rosenzweig“ Dr. Hannah Vogt
    • 1987 „Ein leerer Platz oder: Was sind Christen ohne Synagoge“? Pater Heribert Graab
    • 1988 50. Jahrestag Pogrom (Max-Planck-Gymn., Frau Dr. Trittel. Zeitzeugenbefragungen)
    • 1989 Gedichte aus der Zeit des Nationalsozialismus; Jacobichor
    • 1990 „Die deutschen Juden und ihr Vaterland“ (Hannah Vogt, Peter Duell, Frauke Büchner)
    • 1991 „Mit brennender Sorge“ (Dechant Prälat Heinz Voges)
    • 1992 Deutsche Vergangenheit und deutsches Selbstgefühl (Prof. Dr. H. Friedrich, Bläser)
    • 1993 „Flammenzeichen“ (Felix-Klein-Gymn., Frauke Büchner, Chor Stephanusgemeinde)
    • 1994 „Jüdisches Leben in Göttingen – einst – heute“. Jan van de Vyver, Eva Tichauer
    • 1995 „Gedenken – Nachdenken – Weiterdenken. Jüdische Frauen im Widerstand“ (HG)
    • 1996 „Stimmen der Kinder aus Theresienstadt“ (Otto-Hahn-Gymnasium)
    • 1997 „Räumt die Steine hinweg!“ (Theodor-Heuss-Gymnasium)
    • 1998 „1938 Schändung und Abbruch – 1998 Scham und Aufbruch“ (LaSup Dr. H. Buss)
    • 1999 „Vertraute Straßen – vergessene Namen“ (Theatergr. Corvinus / Vorstand, Flöte: A. Helm)
    • 2000 „... z. B. Familie Hahn“ (Vorstand/HG-Schülerr, Ralf Böcker, Klarin., Rea Avriel, Gesang)
    • 2001 „ausgegrenzt... verfolgt... vernichtet – Schicksale jüdischer Mitbürger“ (OHG)
    • 2002 „Über Leben im Tod“. Liter. Selbstzeugnisse aus dem KZ, (OHG; Flöte: Leonore Kratz)
    • 2003 „30 Jahre Mahnmal“ (Max-Planck-Gymnasium, M. Petzel; Musik: Klezmania)
    • 2004 „Stationen einer Deportation, überlebt von Heinz Rosenberg“(Jahre des Schreckens, Steidl-Vlg.) Theatergruppe Corvinus, Chor des THG
    • 2005 „Nicht nur am Rande … Jüdisches Leben in und um Göttingen“ (W. Behrendt, IGS)
    • 2006 „Antisemitismus und Uni“ (Studierende der ev. Theologie)
    • 2007 „Göttinger Zeitzeugen erinnern sich“ (Ref. Gemeinde; Flöte: Antje Helm)
    • 2008 „Vor 70 Jahren endgültig ausgeschlossen“ (Hainberggymnasium)
    • 2009 „ ... eine Zeitreise: Mittwoch, 9. November 1938“ (Gestaltung, Musik: THG)
    • 2010 „Mittendrin – ausgegrenzt“ (10.Jg. Geschw.-Scholl-Gesamtsch. KGS; Streichorchester ESG)
    • 2011 „Alles ist unvergessen“ (Texte und Musik: Studierende der ev. Theologie)
    • 2012 „Weiterarbeiten, als wäre nichts geschehen.“ Vom Umgang der Universität Göttingen im Jahre 1933 mit ihren jüdischen Wissenschaftlern. (Geschichtskurs/Konzertchor OHG)
    • 2013 „Jude bleibt Jude.“ Die Absetzung des Pastor Benfey (Rel.-Kurs/Konzertchor OHG)
    • 2014 Ludolf Katz, ein Jude in Gelb und Schwarz (Supporters 05)
    • 2015 „Verdrängt –Verfolgt – Vergessen“. Das „Judenhaus“ in der Weender Landstr. 26 und seine BewohnerInnen (Prof D. Schumann + Studierende Geschichte; KlezPO)
    • 2016 „Kommt nicht mehr.“ Vom Verschwinden der Juden aus Göttinger Schulen (MPG)
    • 2017 „Tosendes Schweigen“. Die Verfolgung Göttinger WissenschaftlerInnen im Nationalsozialismus. (Prof D. Schumann + Studierende Geschichte; OHG-Chor)
    • (Zusammenstellung bis hier: Dr. Bettina Kratz-Ritter)
    • 2021 „Erinnern — Gedenken — Mahnen. Wo stehen wir heute" Gestaltet von der Jüdischen Hochschulgruppe Göttingen und Schüler*innen des Religionskurses (13. Jahrgang)von Esther Rauhaus, Otto-Hahn-Gymnasium für Redebeiträge →hier klicken