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Aktuelles vom DKR
Donnerstag, den 4. August 2022 -- Deutscher Koordinierungsrat
Stellungnahme zur Schmähplastik an der wittenberger Stadtkirche
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Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Pfarrer Friedhelm Pieper
Mitglieder im Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR)
Stellungnahme zur Sau an der Wittenberger Stadtkirche
für die Fachtagung der Evangelischen Akademie zu Berlin
„Bilderverbot?! – Zum Umgang mit antisemitischen Bildern an und in Kirchen“
7. – 9. November 2021
Andreas Nachama wurde gebeten, an der Fachtagung der Evangelischen Akademie zu Berlin „Bilderverbot?! - Zum Umgang mit antisemitischen Bildern an und in Kirchen“ mitzuwirken. Da er erkrankt war und an der Tagung nicht teilnehmen konnte, ist im Gespräch zwischen ihm und Friedhelm Pieper folgende Stellungnahme in Bezug auf den Umgang mit der Wittenberger Schmähskulptur einer Sau an der Kirche entstanden.
Andreas Nachama: Ich habe den Eindruck, man möchte jüdische Stimmen zum Umgang mit der Sauskulptur an der Wittenberger Stadtkirche haben, die das alles nicht so schlimm finden, um es so zu belassen, wie es ist. Für Juden bedeutet Bilderverbot allein das Verbot der Abbildung Gottes, aber Christen missbrauchen den Begriff "Bilderverbot" für aus ihrer Sicht fundamentalistische Positionen des von ihnen so genannten "Alten Testaments". Wer wollte es den Christen "verbieten", weiterhin ihre 2000-jährige Tradition der antijüdischen Polemik zu pflegen. Sie sollten sich selbst davor ekeln.
Aber ich wurde ja eingeladen als jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wie ich der Tagungsankündigung entnehme. Da will ich meinen protestantischen Präsidenten des DKR, Pfr. Friedhelm Pieper, mit einem Zitat aus dem Deutschen Pfarrerblatt zu Wort kommen lassen, der über die Skulptur der – wie er die Schmähskulptur nennt - "Wittenberger Kirchensau", die "seit Jahrhunderten in Stein gemeißelt" an der Fassade hängt, schreibt:
Pfarrer Friedhelm Pieper: „Isaiah Shachar hat in seiner Erforschung der Geschichte und Wirkung des Wittenberger Sau-Reliefs deutlich gemacht, dass diese Skulptur - als erste dieser Art öffentlich aufgehängt - allein zum Ziel hat, Juden zu verspotten, zu verhöhnen und verächtlich zu machen. Die erst in späterer Zeit angefügte Inschrift der Skulptur „Rabbini Schem HaMphoras“ wäre dabei eindeutig von Luthers Interpretation dieser Stadtkirchen-Sau in „Schem Hamephorasch“ inspiriert. (The Judensau, A Medieval Anti-Jewish Motif and its History, London 1974, S. 30f). Luthers Judenfeindschaft ist so in der Skulptur der Wittenberger Kirchensau seit Jahrhunderten sichtbar in Stein gemeißelt. - Wenn ich diese Verhöhnung des Gottesnamens sehe, ist mir unverständlich, wie heute in der Wittenberger Stadtkirche Gottesdienst gefeiert und das Vaterunser gebetet werden kann. Ich kann es nicht. Ich kann nicht in der Stadtkirche zu Wittenberg „geheiligt werde Dein Name“ beten, solange an deren Außenmauer die Verhöhnung und Verachtung des Gottesnamens weiterhin in Stein gehauen angebracht ist. Nach meiner Meinung ist die Wittenberger Sau an der Stadtkirche abzuhängen und als besonders deutliches Exemplar der mittelalterlichen, christlichen Judenfeindschaft in angemessener Form aufbereitet in einem geeigneten Museum zu präsentieren. Dabei wäre dann auch der Bezug zu Luthers „Schem Hamephorasch“ zu zeigen.“ (Friedhelm Pieper, Buchbesprechung von „Martin Luther und die Kabbala“, Vom Schem Hamephorasch und vom Geschlecht Christi – neu bearbeitet und kommentiert von Matthias Morgenstern, Wiesbaden 2017, Deutsches Pfarrerblatt 8/2018, S. 479).
Andreas Nachama: Eine solche Haltung basiert auf der Zeitenwende des christlich-jüdischen Dialogs seit etwa sieben Jahrzehnten. Mit der Einordung in ein christologisch verstandenes "Bilderverbot" mit einem Fragezeichen und sogar einem Ausrufungszeichen in der Tagungseinladung jedoch ist schon vorgegeben, dass man doch wertvolle historische Dokumente nicht verändern darf. Dabei handelt es sich um agitatorische Schmähplastiken: Da könnte ich gern eine "Talibansympatie" zu einem Gemeindemitglied meiner Gemeinde, der gegen diese beleidigende Skulptur zu Gericht gezogen ist, zu erkennen geben: bedingungslos Abreißen. Aber ich will hier nicht missverstanden werden. Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit empfiehlt jetzt hier mit den Worten zweier seiner Präsidenten – Pieper und Nachama - dringlich: Abhängen und in einem geeigneten Museum kommentiert ausstellen.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Ich fürchte, es wird dann schlussendlich "in situ" belassen, man wird sagen, es ist ja schließlich eine touristische Attraktion und wird mit dürren Worten "kritisch" kommentiert werden, steht es doch unter Denkmalsschutz... Und ja, bei dieser Problemlösung haben doch auch Juden mitgewirkt. Wie nett...
Aber – wie immer die Empfehlung dieser Tagung oder anderer Gremien aussieht: Friedhelm Pieper und ich plädieren für möglichst schnelles Abnehmen von der Fassade der Wittenberger Stadtkirche und in ein geeignetes Museum verbringen, um es dort kommentiert und historische eingeordnet auszustellen.
Berlin, Bad Nauheim, 5. November 2021
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Pfarrer Friedhelm Pieper
(epd-Dokumentation, Nr. 27-28/22, 5. Juli 2022, S. 60f)
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Pfarrer Friedhelm Pieper
Mitglieder im Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR)
Andere Veranstalter
-- Godehardstraße 11 [mit separatem Eingang im Gebäude der BBS II] 37081 Göttingen
Sommerpause: Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit vom 29. Juli bis 5. September 2022 geschlossen
Die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939 – 1945“ ist vom 29. Juli bis 5. September 2022 in der Sommerpause und deshalb geschlossen.
-- Online -- Links im Text
„Aufgespürt! Fundstücke – Recherchen – Neuigkeiten“ (August 2022)


Fundstücke: „Stefania Jadwiga Włodarczyk: eine polnische Kinder-Zwangsarbeiterin“:
https://zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/blog-aufgespuert.html
Mit unserem Blog berichten wir jeden Monat über diverse Themen rund um NS-Zwangsarbeit in Südniedersachsen.
Fundstücke: Geschichten und einzelne Themen aus der Ausstellung, biografische Interviews und Literatur, oft jeweils an ein historisches Datum geknüpft.
Recherchen: Einblicke in die aktuelle Forschung der Geschichtswerkstatt Göttingen, die die Trägerin des Projekts ist.
Neuigkeiten: Aktuelles rund um das Gedenken und die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und Interessengruppen in der Region.
unter: https://zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/blog-aufgespuert.html Das Logo und der QR-Code zum Blog sind angehängt.
Der Blog ist in die Website der Ausstellung (www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu) eingebunden.
-- Ausstellung Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945 Telefon: 0551 / 29 34 69 01 E-Mail: info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu Website: www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu Öffnungszeiten: montags-freitags 10-14 Uhr donnerstags 15-18 Uhr jeden 1. Sonntag im Monat 14-17 Uhr
Sonntag, den 14. August 2022 , 14 Uhr -- Kunsthaus Göttingen,Düstere Straße 7, 37073 Göttingen
Internationales Auschwitz Komitee zur Ausstellung "printing futures"
Sehr geehrte Frau Heling-Hitzemann!
Gestatten Sie, dass ich Sie und die Mitglieder der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Göttingen auf die Veranstaltung
des Kunsthauses Göttingen am 14. August hinweise und hierzu herzlich
einlade:
Gemeinsam mit der Künstlerin Michèle Déodat haben wir auf dem
Hintergrund zahlreicher jahrzehntelanger Gespräche mit Überlebenden des
Holocaust und innerhalb unseres Engagements im Internationalen Auschwitz
Komitee für die Ausstellung "printing futures" im Kunsthaus Göttingen
-einer Partnerausstellung der documenta fifteen- das "Institute to
Remember" gestaltet, das Fragen nach den Ursachen und Folgen des
mörderischen und immer wieder gewaltbereiten Antisemitismus aufgreift.
Angesichts der aktuellen Debatten um die derzeitige documenta - in die
wir uns als Auschwitz Komitee immer wieder eingebracht haben- war es uns
wichtig, im Rahmen der Ausstellung noch einmal eine Ausstellungsführung
und ein Gespräch zur derzeitigen Debatte um Ursachen und
Erscheinungsformen des Antisemitismus anzubieten.
Beides findet nun am Sonntag, dem 14. August um 14.00 Uhr im Kunsthaus
Göttingen statt. Der Eintritt ist kostenfrei.
Gerade weil wir um Ihrer aller Engagement und Interesse hinsichtlich
dieser Thematik wissen, möchten wir Sie -als Multiplikatoren- sehr
herzlich zu dieser Veranstaltung einladen.
Wir würden uns über die Begegnung mit Ihnen sehr freuen.
Mit Dank für Ihr Interesse und den besten Wünschen
Christoph Heubner
Exekutiv Vizepräsident