Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Wir sind Mitglied im Göttinger Bündnis Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, das alljährlich zwischen dem 9. November (Pogromnacht 1938) und 30. Januar (Ernennung Hitlers zum Kanzler 1933) eine Veranstaltungsreihe durchführt.
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Ein packender Blick auf die entschwundene Heimat
Die virtuelle Ausstellung „Die Jeckes“ geht dem Schicksal der deutschen Jüdinnen*Juden nach, die in den 1930er-Jahren nach Palästina flüchteten.
Die Jeckes betiteln Sarah T. Burkhard und Florian Krauss ihre virtuelle Ausstellung. Mit Film- und Textmaterial sowie Zeichnungen veranschaulichen sie, was aus jenen deutschen Jüdinnen*Juden geworden ist, die nach Hitlers Machtergreifung Zuflucht in Palästina fanden, wie sie ihre Verluste und Sehnsüchte bewältigten und welchen Konflikten sie ausgesetzt waren.
Die Auswanderung nach Palästina stand bei den deutschen Jüdinnen*Juden nicht auf der Wunschliste. Im Gegensatz zu den jüdischen Pionieren aus Osteuropa waren sie „Salonzionisten“, für die eine tatsächliche Übersiedlung nicht in Frage kam. Im Gegenteil, es verband sie ein enges Verhältnis zur deutschen Kultur und zu Deutschland, das sie als ihre Heimat ansehen. „Jeckes“ nannte man sie, was sie fast als beleidigend auffassten und wohl auch so gemeint war. Mit einer Reihe von Stereotypen wie „förmlich, pedantisch und steif“ wurden sie bedacht. Tatsächlich leisteten die „Jeckes“ einen überproportionalen Beitrag beim Aufbau des Staates Israel, des Justizwesens, der Verwaltung und der medizinischen Versorgung. Burkhard, Krauss und Oliver Vrankovic nahmen in Israel Gespräche mit ihnen auf.
Wie kann ein Kulturvolk morden?
Für ihre Ausstellung, die sich insbesondere an Jugendliche wendet, leiten Burkhard und Krauss die einzelnen Filmsequenzen jeweils mit einer Zeichnung der Künstlerin Kane Kampmann im Stil einer Graphic Novel ein. Die Zeichnung wird animiert und geht über in eines der Gespräche. So erzählt etwa Gertrud Klimowski, die der Inhaberfamilie der Warenhauskette Schocken entstammt, aus ihrer Schulzeit und dem Unterricht in Rassenkunde. Inge Stern, die aus einer frommen jüdischen Familie stammt, schwärmt von der deutschen Sprache und erinnert sich, wie sie sich nie habe vorstellen können, dass ein Kulturvolk morde. Am Ende gelangt jede Filmsequenz wieder in einer Zeichnung zum Stillstand. Welche Filmsequenz sie sehen möchten, können die Besucher*innen der Ausstellung selbst entscheiden.
Auf einer zweiten Ebene der virtuellen Ausstellung ist die Geschichte der „Jeckes“ zu lesen. Gemäß der Recherchen des Historikers Tom Segev gelangten in den zwölf Jahren des Dritten Reichs etwa 50.000 bis 60.000 Jüdinnen*Juden aus Deutschland nach Palästina. Als Quellen dienten Burkhard, Krauss und Vrankovic neben den Zeitzeugenberichten und dem mittlerweile vor dem Aus stehenden Museum des deutschsprachigen Judentums in Tefen viele Ausgaben des „Mitteilungsblatt“ der Vereinigung der deutschen Einwanderer aus den 30er Jahren.'